Kirmes

 

Ein Höhepunkt des Festjahres 

Nicht nur in Metternich war die Kirmes eines der wichtigsten und schönsten Feste im ganzen Jahr.

Gefeiert wurde ursprünglich die Einweihung der Dorfkirche, die immer einen bestimmten Heiligen als Schutzpatron hatte. In unserem Fall war dies die Heilige Praxedis, eine aufgrund ihrer Wohltätigkeit verehrte römische Jungfrau, die im 1. oder 2. Jahrhundert n.Chr. gelebt haben soll.  

Termin für die Metternicher Kirmes war und ist das dritte Wochenende nach Ostern.

 

Ein Höhepunkt in der Küche

Nachdem der Kirmesbaum bereits samstags aufgestellt worden war, feierte man zunächst den Kirmessonntag. Im Mittelpunkt stand zunächst das mittags zu Hause zubereitete Kirmesessen, zu dem oft die gesamte Verwandschaft eingeladen wurde.

Als ersten Gang gab es stets eine Markklößchensuppe, anschließend das zuvor gekochte Rindfleisch mit Remouladensauce (natürlich selbstgemacht) und ausnahmsweise Weißbrot. Als zweiten Hauptgang servierte man Kotelett oder später auch Schnitzel mit Kartoffeln und Gemüse. Abgeschlossen wurde das Festmahl mit einem Crème-Dessert, z.B. einer Weincrème.

Ein Höhepunkt für Kinder 

In vielen Familien wurde anschließend noch gemeinsam Kaffee getrunken. Spätestens jetzt begannen die Kinder, merklich unruhig zu werden, denn man wollte unbedingt zum "Määrtche". Dafür hatte man vorher von den Verwandten (zumindest von den netten) das beliebte Kirmesgeld bekommen. Dieses überlebte entgegen der Mahnung der Eltern die Kirmesfeiertage meist nicht.

Das "Määrtche" war eine fahrbare Bude mit allerlei Spielzeug-Plunder. Auch Schießbuden und Losbuden kamen später hinzu. Um ihre Waren loszuwerden, setzten die Schausteller auf allerhand Tricks. Zum Beispiel erinnert sich ein Metternicher noch an einen ganz besonderen Marktschreier: "Jedes Jahr gab es vor dem Määrtche einen kleinwüchsigen Mann, der immer wieder folgenden Spruch wiederholte: 'Die Gröschelcher, die Gröschelcher, die springen wie die Fröschelcher.' Der war bei uns Kindern unheimlich beliebt, weil er ja auch unsere Größe hatte. Erst später hab ich dann gemerkt, dass die Gröschelcher eigentlich nur in eine Richtung gesprungen sind, nämlich von den Kindern zum Marktschreier. Das Spielzeug war nämlich meist schon wenige Tage nach der Kirmes kaputt oder wurde vergessen." 

Abends ging es zum Tanz in den großen Saal, der heute leider nicht mehr existiert. Untermalt von einer Tanzkapelle wurde hier ausgelassen gefeiert und so mancher lernte hier den Partner fürs Leben kennen. 

Ein Höhepunkt für die Junggesellen 

Anders als heute war früher vor allem der Montag ein zentraler Festtag der Kirmes. Er begann morgens mit einem Gottesdienst in der Metternicher Kirche. Anschließend wurde am Gefallenendenkmal von der Stadtkapelle Münstermaifeld "Ich hatte einen alten Kameraden" gespielt und ein Kranz niedergelegt.

 

 

 

Danach zog die gesamte Festgemeinde mit der Stadtkapelle durchs Dorf. Allen voran der Junggesellenverein, der für diesen festlichen Anlass die feinen Anzüge aus dem Schrank genommen hatte.

Der Umzug endete in der Gastwirtschaft "Zum Schrumpftal", von den Metternichern einfach "Piese" genannt bei einem gemeinsamen Frühschoppen.